SW.org kommt! Belegschaft gespalten!

Der VW-Konzern hat bereits zum 1. Januar die ersten Schritte der Ausgliederung eines Großteils der Technischen Entwicklung der Marken Volkswagen, Porsche und Audi in eine eigenständige Konzerngesellschaft durchgeführt. Zum 1. Juli wurden nun die ersten Kolleginnen und Kollegen per Konzernleihe in diese Gesellschaft ausgegliedert. In Ingolstadt waren dies bereits circa 1.000 KollegInnen. Bis 2025 ist von insgesamt bis zu 11.000 KollegInnen die Rede.

Gefahren für die Belegschaft

Während die Betriebsratsvorsitzenden der drei Marken von einem Meilenstein auf dem Weg zur Weiterentwicklung zum Software-Konzern sprechen, ist dies eigentlich die größte Umstrukturierung bzw Ausgliederung innerhalb des VW Konzerns mit voraussichtlich massiven Auswirkungen auf die heutigen Standorte und deren Belegschaft. Sowohl für die Kolleginnen und Kollegen, welche verbleiben als auch für die, die in die neue SW.org gehen werden.

Durch die Ausgliederung der AEV (Audi Electronics Venture GmbH) von Audi zur SW.org und bis zu 2.000 Kollegen aus der technischen Entwicklung bei Audi wird der Entwicklungsstandort Audi in Ingolstadt wird die Belegschaft massiv gespalten.

Die SW.org soll zwar als gleichwertige Marke innerhalb der Konzernstruktur positioniert werden, ist aber keine Aktiengesellschaft wie die anderen, sondern eine sogenannte Europäische Gesellschaft bzw. eine Societas Europaea (SE) mit Firmensitz in Estland. Die Wahl des Firmensitzes, die CEO Christian Senger salopp als „Optimierung des Finanzwesens“ bezeichnet, wurde genau zu diesem Zweck gewählt. Gelder, die eigentlich dem deutschen Steuerzahler, also uns allen zustehen, sollen am Fiskus vorbei in die Taschen der Aktionäre geleitet werden.

Der eigentlich Grund für die Rechtsform der Europäischen Gesellschaft (SE) ist aber vermutlich, dass diese die Verlagerung und Schließung von Unternehmensteilen innerhalb der EU deutlich erleichtert und dass die schon in Deutschland schwachen Regeln der Mitbestimmung für eine SE noch weiter eingeschränkt werden. Laut Unternehmen sollen sich die Standorte der SW.org „[…] unter anderem in Berlin, im Raum Ingolstadt, im Raum Stuttgart und in Wolfsburg“ befinden. „Internationale Standorte sind zum Beispiel in Seattle und Peking“ geplant. Christian Senger, der zuständige Vorstand für Software spricht im FAZ Interview von „50% der Mitarbeiter in Europa, rund 30% in China und 10% in den Vereinigten Staaten.“ Von einer mittelfristig geplanten Verlagerung der Entwicklung von den deutschen Standorten ins Ausland kann also ausgegangen werden.

Gewinne verschoben, Belegschaft gespalten

Nach Plan der Unternehmer sollen die Fahrzeug bauenden Konzernteile zukünftig den wesentlichen Teil der im Fahrzeug verwendeten Software in der SW.org einkaufen. Hierdurch könnte Gewinn aus den Marken in die Sworg und umgekehrt transferiert werden. Je nachdem wie es in die Bilanz gerade passt. Auf dem Papier wäre dann bspw. Audi weniger profitabel als zuvor und die Kapitalseite könnte dort Einsparungen und Kürzung leichter durchsetzen.

Das Unternehmen strebt für die SW.org einen marktorientierten und wettbewerbsfähigen Haustarifvertrag. Dass „marktorientiert und wettbewerbsfähig“ für längere Arbeitszeiten, flexible Bezahlung und gesteigerte Ausbeutung steht und dieser Schritt als weiterer Angriff auf die 35-Stunden- Woche benutzt werden wird, wird bereits in den ersten Debatten um den Tarifvertrag deutlich. Haustarifvertrag, weil das Unternehmen genau weiß, dass es um die gewerkschaftliche Organisation und Kampfstärke der SW-Entwickler und Ingenieure bisher nicht gut bestellt ist. Der gemeinsame Kampf gegen Verlagerungen von Produktion oder Entwicklung ins Ausland und für bessere Arbeitsbedingungen wird erheblich erschwert.

Ein Konzern wie VW setzt aus Gründen der Profitmaximierung auf Zentralisierung. Doppelentwicklungen sollen so verhindert, die Verwaltung minimiert werden. Wie dann die entstehenden Einsparungen verteilt werden, ob an den Hauptaktionär VW oder für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, das wird von den KollegInnen abhängen. Lassen sie alles über sich ergehen oder leisten sie Widerstand.

Für die KollegInnen im Büro oder am Band, ob sie nun Software oder Fahrzeuge herstellen, muss die Produktivitätssteigerung für eine echte Arbeitszeitverkürzung bei gleichbleibendem Lohn genutzt werden.

Dies kann jedoch nur durch die gemeinsame Organisierung in den Gewerkschaften und durch den gemeinsamen Kampf über Betriebs- und Konzerngrenzen hinaus erreicht werden.

Also: rein in die IG Metall!

SG