Ehrung der Widerstandskämpfer Heinz Eschen und Walter Häbich in München
Vergangenen Donnerstag, am 24.10.2024, wurden in München zwei neue Erinnerungszeichen enthüllt. Mitinitiiert von der VVN-BdA sind sie Heinz Eschen und Walter Häbich gewidmet, die als junge Kommunisten im KZ Dachau ermordet wurden.
Nach einer Gedenkveranstaltung im Stadtarchiv München wurden im Anschluss die beiden Erinnerungszeichen (EZ) an den ehemaligen Wohnadressen bzw. Wirkungsstätten der Ermordeten angebracht.
Die EZ für Heinz Eschen befindet sich in der Deidesheimer Str. 2 (Nähe Nordbad) und die EZ für Walter Häbich in der Sendlinger Str. 30 (Nähe Sendlinger Tor).
Wer waren Heinz Eschen und Walter Häbich?
Auszüge aus der Broschüre “Die wiedergefundene Liste”
Heinz Eschen
In dem „Gedenk- und Nachschlagewerk”, das kurz nach der Befreiung vom Faschismus von ehemaligen Häftlingen unter dem Titel „Die Toten von Dachau“ herausgegeben wurde, ist unter der Rubrik „Eines gewaltsamen Todes gestorben” zu lesen:
Eschen Heinz, Beruf: Student, Wohnort: München, Geburtstag: 03.05.09, Geburtsort: Filehne/Polen, Todestag: 31.01.1938.
Eine breitere Öffentlichkeit in München weiß wohl nichts über das Leben und Sterben dieses jungen Menschen wenn auch in den letzten Jahren immer wieder versucht wurde, sein Andenken dem Vergessen zu entreißen: so etwa 1997 im Rahmen der Wanderausstellung des Münchner Kreisjugendrings „Deckname, Betti” über Jugendwiderstand in München oder 1991 mit einem Aufsatz des Rostocker Historikers Karl Heinz Jahnke in der im Auftrag des Comité International de Dachau herausgegebenen Publikation „Dachauer Hefte”.
Dora Schäfer (in erster Ehe mit Franz Scheider verheiratet) kannte Heinz Eschen sehr gut, weil er mit ihrer einige Jahre älteren Schwester Berta (spätere Berta Werner) eng befreundet war. „Bei uns”, sagt Dora, „war er wie zu Hause. Meine Mutter hat ihn immer mit Essen versorgt; er war ja ein armer Student. Wir mochten ihn alle sehr gern, auch alle Freunde in unserer Umgebung in Schwabing Er war so ein hübscher junger Bursche, er strotzte nur so vor Energie und begeisterte alle mit seiner Fröhlichkeit. Das Wichtigste für ihn war immer die Politik, da war ihm nichts zu viel.”
Heinz Eschen war Jude, studierte Medizin an der Münchner Universität, war Mitglied der KPD und Vorsitzender des Roten Studentenbundes.
Deshalb war er den Nazis besonders verhasst; schon vor 1933 hatte es harte Auseinandersetzungen gegeben. Mit Franz Scheider, dem Leiter der Roten Sporteinheit für Südbayern, war Eschen befreundet. Dadurch ergab sich ein koordiniertes Zusammenwirken zwischen den beiden Gruppen, das vor allem bei Protestaktionen der Roten Studenten sehr hilfreich war. Die Uni München hatte sich schon bald nach dem Ersten Weltkrieg zu einer Brutstätte des Revanchismus und Chauvinismus entwickelt.
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Walter Häbich
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Am 15.10.1904 geboren und aufgewachsen in einer Arbeiterfamilie in Stuttgart, der während des 1. Weltkrieges oft das Geld für die Hungerrationen fehlte. Schon als Jugendlicher hat er mitgeholfen, die Familie über die Runden zu bringen. Sein Berufswunsch, Zeichner zu werden, war nicht zu realisieren, weil das Geld dafür fehlte. Er wurde Bandagist, ein Beruf in der Lederbranche, der ihm eigentlich zuwider war. Aber er wollte seiner Mutter und den drei Geschwistern wenigstens einige der finanziellen Sorgen abnehmen.
Die heute 79jährige Gretl Weber, die mit einem Jahr als Pflegekind zur Familie Häbich kam, kann sich gut an ihn und die ganze Familie erinnern. Der 15 Jahre ältere Walter war ihre „Idealgestalt“. Sein Humor, seine Ruhe und das Verständnis für die nun Jüngste der Familie sind ihr unvergessen. Die Familie zog nicht nur politisch an einem Strang. Gemeinsam wurde mit Gitarre, Mandoline und mit der von Walter gespielten Zither Musik gemacht und gesun- gen. In seiner Freizeit wanderte Walter gerne, ging zu den Arbeitersportlern, und über diese Schiene fand er bald den Weg zum Kommunistischen Jugendverband. Sein Wunsch, mehr zu wissen, war enorm, sein karges Taschengeld ging voll für umfangreichen Lesestoff drauf.
Sein kameradschaftliches Wesen und sein politischer Elan führten ihn über die Funktion Gruppenleiter in Botnang zum Leiter der Stuttgarter Organisation des KJVD (Kommunistischer Jugendverband Deutschlands). Mit seinen neuen Aufgaben wuchs auch die Bedrohung durch den Staatsapparat. Nach dem Verbot des Jugendverbandes kam er zum ersten Mal 1923 für drei Monate in Haft. 1925 wurde er zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, nach sechs Monaten amnestiert. 1928 wählten ihn die Delegierten der KJ-Internationale in ihr Exekutivkomitee, und im gleichen Jahr wurde der 24jährige Vorsitzender des KJVD.
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Neben den vollständigen Texten zu Heinz Eschen sowie Walter Häbich enthält die Broschüre “Die wiedergefundene Liste” auch Porträts weiterer Münchner Kommunistinnen und Kommunisten, die im antifaschistischen Widerstandskampf ihr Leben ließen. Das Heft lässt sich im UZ-Shop bestellen und bei der DKP München erwerben – direkt vor Ort oder via Mail (info@dkp-muenchen.de).