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Das Druckhaus in der Münchner Dessauer Straße soll bis Ende 2025 geschlossen werden

Dirk Ippen ist einer der einflussreichsten Verleger in Deutschland. Seinem Ippen-Imperium gehören unzählige regionale Zeitungen, Redaktionen, Druckereien, Anzeigenblätter und Verlagshäuser an, die durch ein wirres Gesellschafts-Geflecht miteinander verbunden sind. Auf dem Papier existieren diese Unternehmen als voneinander unabhängige Betriebe. Dadurch lässt sich ein Prinzip sehr gut durchsetzen, dass sich Dirk Ippen auf die Fahnen geschrieben hat: Das Prinzip von „Teile und Herrsche“.

Wenn die Ausbeutungsbedingungen in diesen Betrieben nicht zu seinen Gewinnvorstellungen passen, dann werden sie passend gemacht. Vor über 30 Jahren wurde die damalige Druckerei des Münchner Merkur und der tz aus der Bayerstraße ausgegliedert und ein neues Druckhaus in der Dessauerstraße in der Nähe des Olympia-Einkaufszentrum errichtet. Die Stadt München unterstützte dieses Vorhaben durch einen billigen Grundstücksverkauf und versprach sich dadurch die Erhaltung von guten, tarifgebundenen Arbeitsplätzen.

Dass es dem Verleger natürlich darum nicht ging, zeigte sich schon bald: In Penzberg, circa 50 Kilometer von München entfernt, wurde ein tarifloses Druckhaus auf die grüne Wiese gestellt, um andere Standorte unter Druck zu setzen. Als erstes mussten dafür die Kolleginnen und Kollegen beim Kreisboten-Verlag in Weilheim bluten, der ebenfalls zum Imperium des Herrn Ippen und dessen Neffen Daniel Schöningh gehört. Druck, Versand und Verpackung dort wurden geschlossen, die Beschäftigten entlassen und die letzten Wertgegenstände verramscht.

Als nächstes ging es den Kolleginnen und Kollegen in Wolfratshausen an den Kragen, viele Kolleginnen und Kollegen verloren ihren Arbeitsplatz und nur wenige „durften“ zu deutlich schlechteren Bedingungen nach Penzberg wechseln.

Beim Druckhaus in der Dessauerstraße wurde sich schließlich 2015 des Tarifvertrags entledigt und den Kolleginnen und Kollegen unter Androhung von Schließung neue Arbeitsverträge zu deutlich schlechteren Konditionen vorgelegt. 5 Stunden länger arbeiten, kein Weihnachtsgeld, tägliche Befristungen – Tagelöhner! – und keine Mindestbesetzungsregeln mehr war nur der Beginn von ständigen Verschlechterungen und Erniedrigungen. 2020 wurden schließlich die Druckhelfer entlassen und ihre Arbeit den Druckerinnen und Druckern zusätzlich aufgehalst, um sie mürbe zu machen.

Die Maschinen fahren ständig unterbesetzt, die Arbeitsbedingungen führen zu immer mehr Krankheitsausfällen und die Belegschaft pfeift aus dem letzten Loch. Wenn dann niemand mehr da ist, der die Maschinen bedienen kann, werden einzelne Auflagen per Knopfdruck nach Penzberg verlagert.

Nun wurde angekündigt, die gesamten Druckaufträge schrittweise nach Penzberg zu verlagern und das Druckhaus in der Dessauerstraße bis Ende 2025 zu schließen. Gnädigerweise dürfen sich die Beschäftigten natürlich in Penzberg bewerben, wenn sie die dort noch schlechteren Bedingungen akzeptieren. Und genommen werden natürlich nur diejenigen, die noch gesund genug sind, um ein paar Jährchen ausgebeutet zu werden.

Das Spiel, Standorte und Belegschaften gegeneinander auszuspielen und zu spalten, beherrschen die Ippen-Funktionäre seit Jahren. Betriebsräte werden unter Druck gesetzt und zu immer mehr Zugeständnissen gezwungen, Menschen unter Tagelöhner-Bedingungen ausgebeutet und Kolleginnen und Kollegen rausgeekelt oder gekündigt. Standorte werden neu eröffnet, geschlossen und verlagert, bis auch die letzten Ausbeutungsbedingungen den Renditevorstellungen des Herrn Ippen entsprechen. Wenn die Arbeiterinnen und Arbeiter der verschiedenen Standorte sich zusammenschließen würden und sich nicht mehr gegeneinander ausspielen ließen, dann wäre schnell Schluss mit diesen Machenschaften.

tt | Artikel aus AufDraht Juni 2023