Gedenken an den Massenmord in Hebertshausen

Am 3. Mai fand in Hebertshausen das diesjährige Gedenken am ehemaligen SS-Schießplatz statt. Veranstaltet wurde das Gedenken von der Initiative „Jahrestag der Befreiung”, viele Menschen nahmen teil. In Hebertshausen ermordete die SS zwischen 1941 und 1942 mehr als 4.200 sowjetische Gefangene vor den Toren Münchens. Die Opfer waren vorwiegend sowjetische Offiziere, Kommissare und Juden und wurden davor im KZ Dachau selektiert, von der Wehrmacht ‚entlassen‘ – die eigentlich der Genfer Konvention verpflichtet war – und dann der SS übergeben, die sie ermordete.

Vor dem Gedenken gaben Peter und Christa Willmitzer eine Einführung im Rahmen eines Rundgangs und beantworteten Fragen. Christa ist Tochter von Otto Kohlhofer, der das KZ Dachau überlebt hat. Sie zitierte vor Ort auch Ausschnitte aus Otto Kohlhofers Berichten. Eine gemischte Gruppe aus SDAJlern, DKPlern sowie Freunden nahm am Rundgang teil. Wir hatten eine gute Möglichkeit, Fragen zu stellen und anschließend konnten wir noch die Ausstellung direkt beim Gedenkort ansehen, die unter anderem viele Opferbiografien enthält.

Um 16:30 Uhr begann die Gedenkstunde am Denkmal beim Pistolenschießstand, dem Ort der Massenerschießungen. Nach einer Begrüßung durch Ernst Antoni (VVN-BdA) sprach Ernst Grube, Präsident der Lagergemeinschaft Dachau. Ernst Grube erinnerte nicht nur an die Ermordungen in Herbertshausen, sondern auch an die Millionen Toten im verbrecherischen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion:

„Bis zum Kriegsende im Mai 1945 wurden über 3.3 Millionen gefangene Sowjetsoldaten systematisch umgebracht. Sie wurden als ‘jüdisch bolschewistische Untermenschen’ erschossen, die Wehrmacht ließ sie gezielt verhungern und erfrieden.”

„Auch das 900-tägige Aushungern von Leningrad mit über 1,2 Millionen Toten war ein von der Wehrmachtsführung kalkuliertes Menschheitsverbrechen.“

Er nahm auch Stellung zum Kriegskurs der Regierung und prangerte in seiner Rede unter anderem die Forderungen vom neuen Kanzler Merz nach Waffen an, mit denen aus der Bundesrepublik aus Ziele in Russland angesteuert werden können und dass dadurch die Kriegsgefahr wächst. Er sprach sich auch für Deeskalation und gegen weitere Befeuerung von Krieg und Konflikten durch bundesdeutsche Politik und Waffenlieferungen aus.

In der letzten Rede erzählte Franziska Sessler, die Urenkelin von Lina und Alfred Haag, von ihren Erinnerungen aus der Kindheit und von ihren Urgroßeltern, die beide Kommunisten im Widerstand waren. Alfred Haag saß als jüngster KPD-Abgeordneter im Stuttgarter Landtag und wurde kurz nach der Machtübertragung verhaftet. Als einer der ersten Häftlinge kam er ins KZ Dachau. Franziska Sessler hob hervor, dass sich beide nach 45 unermüdlich für Erinnerungsarbeit einsetzten. Alfred Haag schloss sich wieder der KPD an und später 1968 der DKP, war langjährger Vorsitzender der VVN-BdA in Bayern und Mitglied im Internationalen Dachau-Komitee. Beide kämpften dafür, dass das KZ Dachau zum Gedenkort wurde.

Alle Reden auf YouTube im Video von Gerhard Hallermayer: